Hörgeschichte: Die grüne Grenze

Transkript

Nur drei Wegstunden östlich von Faldera begann das Gebiet der Slawen. Die Wege dorthin führten durch dichte Wälder und Moore. Wir Missionare begegneten kaum einer menschlichen Siedlung.

Kaiser Karl der Große hatte um 809 mit den Fürsten der Slaven einen Grenzverlauf zwischen ihren Gebieten und seinem Frankenreich ausgehandelt, um seine Nordgrenze zu befrieden. Doch dieser „Limes Saxoniae“ war keine gesicherte Grenze, sondern eine Linie, die sich an den Gegebenheiten der Natur orientierte: Im Süden Holsteins entlang der Trave, im Norden längs der Schwentine, dazwischen an Bächen, Seen und Sümpfen vorbei.

Nach dem Tod Karls zerbrach sein Reich. Die Slawen nutzten nun jede Schwäche der Sachsen, überschritten immer wieder den Limes und drangen tief ein in das Gebiet bis hin zur Elbe. Im 10. Jahrhundert gelang es den Sachsen, für etliche Jahrzehnte hier Herrscher zu sein. Sie nutzen die Zeit, um das Gebiet westlich und östlich des Limes zu besiedeln. 

Doch die Slawen wehrten sich. Das 11. Jahrhundert war bestimmt von ihrer Übermacht auch in Teilen westlich des Limes.

Roh und grausam sei das Volk hinter dem Limes, erzählten sich die Menschen unserer Klosterpfarrei. Verängstigt verbreiteten sie die Kunde, dort habe der Teufel seinen Sitz. Vicelin ließ sich davon nicht beirren. Das Reich Christi ende nicht am Limes, predigte er.

Schließlich eroberte Graf Heinrich von Badewide 1139 das holsteinische Gebiet der Slawen. Der Limes Saxoniae wurde bedeutungslos.