Hörgeschichte: Die Axt im Walde

Transkript

Einsam waren unsere langen Wege durch die endlosen und oft undurchdringlichen Wälder Holsteins vor tausend Jahren. Nie ging einer von uns allein. Überall konnten Gefahren lauern. Die Wege waren nicht einfach zu gehen. Leicht hätten wir uns auch verirren können. Das Unterholz überwucherte unablässig ausgetretene Pfade. „Isarnho“, Eisenwald, wurde die Gegend genannt.

Waren wir noch die Vorhut, kamen nach uns immer zahlreicher neue Siedler in unseren Landstrich. Sie benötigten Acker- und Weideland, Bau- und Brennholz. Die Früchte von Buchen und Eichen dienten der Viehzucht. Kühe, Ziegen, Schafe wurden in den Wald getrieben. Dabei wurde viel Jungwuchs verbissen und zertreten.

Böttcher, Muldenmacher, Tischler und andere verarbeiteten das Holz zu Gegenständen für den täglichen Gebrauch. Die Häuser wurden aus Holz gebaut. Bäcker, Töpfer, Schmiede hatten großen Bedarf an Brennholz.

Wir erlebten, wie immer neue Waldflächen den menschlichen Siedlungen weichen mussten. Man begriff bald, dass die Bewirtschaftung des Waldes geregelt werden musste, wenn alle seine Rohstoffe nutzen wollten. Das gelang zunächst durch Gewohnheitsregeln. Aber bald war es damit nicht mehr getan. Die Landesfürsten erließen Forstverordnungen, um den Verbrauch von Holz achtsamer zu organisieren. Dennoch, nach tausend Jahren sind nur noch zehn Prozent der Landesfläche mit Wald bewachsen. Kaum ein Achtel davon sind älter als 100 Jahre, die Hälfte sogar jünger als 40 Jahre.