Marienkirche Bad Segeberg
„Auch aus Steinen, die Dir in den Weg gelegt werden, kannst Du etwas Schönes bauen!“ Die Marienkirche ist ein Beispiel für diese Weisheit.
Die Marienkirche in Bad Segeberg gilt als eine der bedeutendsten Bauwerke Norddeutschlands und ist ein Kulturdenkmal, das in der Fußgängerzone der Stadt steht. Ihr Bau wurde von dem Missionsbischof Vicelin initiiert, welcher eine Klosterkirche dort entstehen lassen wollte, wo früher die Slawen siedelten. Im Jahr 1156 wurde die Kalkbergsiedlung zu einem Bischofsitz ernannt, und im selben Jahr begann der Bau, welcher knapp 60 Jahre dauerte. Im Jahr 1199 wurde die Kirche erstmals urkundlich erwähnt.
Aufgrund des vielfältigen Vorkommens von Ton, Wasser, Holz und Gips wurde die Kirche mit einer neuartigen Bauweise aus Ziegelsteinen errichtet, wobei die Kirche das erste Gebäude war, in dem die Gewölbe aus Backstein errichtet wurden. Der Innenraum der Marienkirche wirkt noch spätromanisch, während die äußere Gestalt durch Umbauten im 19. Jahrhundert neuromanische Züge trägt. Die dreischiffige Basilika (55 m lang) folgt dem lateinischen Kreuzgrundriss. Eckige Pfeiler und runde Säulen wechseln sich im Mittelschiff ab und öffnen durch Arkaden den Blick in die Seitenschiffe. Nur das Vierungsgewölbe stammt noch aus der Bauzeit und ist über 800 Jahre alt. Mit ihrem Erscheinungsbild war die Kirche Vorbild der jüngeren Dome in Lübeck und Ratzeburg.
Durch die Reformation haben in der Marienkirche Bad Segeberg ab den 1520er Jahren die ersten evangelischen Pastoren gepredigt. Von 1564 bis 1566 wurde das Chorherrenstift aufgelöst, der Statthalter Heinrich Rantzau übernahm die Kirche.
Die Kirche war vielen und verschiedenen Umbauten und Restaurierungen unterzogen, besonders, da der verwendete Gips gerne Feuchtigkeit anzieht. Mitte des 18. Jahrhunderts galt die Kirche als so ruiniert, dass eine barocke Umgestaltung von 1761 bis 1764 stattfand. Ein weiterer bedeutender Umbau war im neuromanischen Stil und ereignete sich von 1863 bis 1867. Dennoch war bereits ab 1881 eine Erneuerung der Gewölbe nötig. 1937 fand ein Umbau der Orgel aus dem 19. Jahrhundert (von Marcusen) statt, was die Lübecker Orgelbaufirma Emanuel Kemper & Sohn ausführte. 1959 wurde die Kirche nach zweijähriger Restaurierung wieder eingeweiht.
Im Jahr 2025 wurde eine neue Orgel von Claudius Winterhalter erbaut, welche Klänge der ersten, ursprünglichen Orgel mit aufnimmt und barocke und französische Registerstile kombiniert. Es lässt sich im Innenraum eine historisch wertvolle Ausstattung finden, beispielsweise ein Schnitzaltar von 1515, eine Bronzetaufe von 1447 oder der mehr als zwei Meter lange Christus-Körper, der aus einem einzigen hohlen Eichenstamm geschnitzt ist.
Die Marienkirche und dazugehörige Johanniskapelle sind heute Austragungsort von unterschiedlichen Chor- und Musikkonzerten, wie beispielsweise des Schleswig-Holsteinischen Musikfestivals. Das Ziel sind 300 musikalische Veranstaltungen im Jahr.
Die Kirchenlotsen bieten von April bis Oktober an jedem ersten Sonnabend im Monat - nach der Musik zur Marktzeit - um 11.45 Uhr eine Kirchenführung an. Darüber hinaus werden auf Anfrage auch individuelle Kirchenführungen angeboten.
Der reguläre Gottesdienst findet sonntags um 10 Uhr statt. Zudem werden viele andere Andachten angeboten. Für weitere Informationen besuchen Sie gerne die verlinkte Website (Stand September 2025).