Lesegeschichten am Mönchsweg: Weltweite Verflechtungen
Zusammen mit dem Missionar Vicelin und seinem Schüler Bruno von Faldera mehr über den Ostseehandel erfahren
Graf Heinrich von Badewide eroberte 1139 das Gebiet der Slawen. Nun waren unsere Wege als Missionare nach Osten bis hin zur Ostsee frei.
Auch Sie haben jetzt in Neustadt die Ostsee erreicht. Zu unseren Zeiten gab es diese Stadt noch nicht. Sie wurde erst in der Mitte des 13. Jahrhunderts angelegt. Die Lage war günstig für einen Hafen. Das Wasser war für die Handelsschiffe tief genug, und die Bucht bot Schutz.
Die Stadt sollte teilhaben am regen Handelsverkehr auf der Ostsee. Seit dem frühen Mittelalter verband das Wasser bereits wichtige Handelsorte der Slawen und der Wikinger: Gotland, Haitabu, Oldenburg, Rügen und Nowgorod. Die Kaufleute schlossen sich an diesen Orten zu Kontoren zusammen, oft teilten sie sich ein Schiff. Meistens war der Kaufmann auch zugleich der Seemann.
Die Handelswege setzten sich bis in den Orient fort. Während die Slawen Pelze, Wachs, Honig, Pferde und Salz lieferten, erhielten sie Schmuck, Glas, Keramik und Waffen. Die Wikinger interessierten sich darüber hinaus für Luxuswaren aus dem Süden: Brokatstoffe, Seide und Edelmetalle. Natürlich waren solch gefüllte Schiffsbäuche auch ein lohnendes Ziel für Piraten, die von Fehmarn oder auch Neustadt kamen.
Die große Zeit des Ostseehandels begann als Lübeck 1160 das Stadtrecht bekam. Nach und nach übernahm die Stadt die Vorherrschaft und wurde die Keimzelle der Hanse. Dieser Zusammenschluss entwickelte sich zur stärksten Macht im Ostseeraum und beherrschte im 14. und 15. Jahrhundert den Handel in ganz Nordeuropa.
