zurück zu "Essen und Trinken"
Radreisende gehen über das Gelände des Klosters Cismar
©Mönchsweg e.V./MarTiem Fotografie

Über das Essen und Trinken im Kloster

Das Klosterleben der Mönche ist von jeher durch Regeln und Vorschriften geprägt, so auch zu den Themen Versorgung, Essensdienste und Umgang mit Gütern. Diese finden sich in den Kapiteln 31 bis 41 der Regeln des Heiligen Benedikts wieder. Die Regula Benedicti bildet seit etwa 1500 Jahren die Grundlage des gemeinschaftlichen Lebens des Benediktinerordens. Auch andere Orden wie die Zisterzienser halten sich an die Regula Benedicti. In 73 Kapiteln werden die Regeln und Grundsätze der monastischen Lebensform dargelegt, zusammengefasst als ora et labora - beten und arbeiten. Dies prägt den Tagesablauf.

Im Sommer werden zwei Mahlzeiten eingenommen, an den Fastentagen Mittwoch und Freitag sowie im Winter gibt es nur eine Mahlzeit. Zu den Regeln gehören außerdem der wöchentliche Dienst in der Küche oder der Dienst des Tischlesers. Die Tischgemeinschaft ist überaus wichtig für die Ordensgemeinschaft, und der Tischleser liest während der Mahlzeit aus der Bibel oder einem anderen religiösen Buch. Dabei darf nur der Leser zu hören sein, alle anderen Anwesenden schweigen, müssen aber gleichzeitig darauf achten, dass niemandem zu Tische etwas fehlt und alle gemeinsam am Essen und Trinken teilnehmen können. 

Die Mahlzeiten werden im Speisesaal des Klosters, dem Refektorium (Ort der Erquickung) eingenommen. Auch für das Maß der Speisen und Getränke hat die Regula Benedicti genaue Anweisungen. Dazu gehört zum Beispiel ein Verbot des Essens von „vierfüßigen Tieren“; die Vorgabe, es solle zu den Hauptmahlzeiten nur zwei gekochte Speisen geben oder auch, dass sich niemand übersättigen darf, sondern nur so viel isst und trinkt, wie nötig. Wein (sowie später Bier) wird in den Regeln erlaubt, auch wenn er eigentlich nicht in das Leben eines Mönches passen sollte, Trunkenheit muss aber vermieden werden. Brot, Gemüse und Obst aus den klostereigenen Gärten waren stets die Basis der Mahlzeiten. Kapitel 40,9 wird dabei recht deutlich: „Dazu mahnen wir vor allem: Man unterlasse das Murren.“ Praktisch eine alte Form von: Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. 

Klöster unterschiedlichster Orden sind häufig durch ihre kulinarischen Produkte und durch Rezept und Heilbücher bekannt geworden. Die Klostergärten versorgten die Mönche mit Lebensmitteln und Heilkräutern und das Jahrhunderte alte Wissen über die Kräuter und ihre Heilkräfte ist noch immer als Klostermedizin bekannt. Alkoholische Getränke wie Wein, Bier oder Likör gehörten zu den am häufigsten produzierten Produkten. An Klöstern angeschlossene Brauereien blicken oft auf eine lange Vergangenheit zurück und bis heute sind noch einige wenige aktiv. 

Im 21. Jahrhundert werden die Regeln des Hl. Benedikts so ausgelegt, dass sie der zeitgenössischen Lebenswelt entsprechen, auch das klösterliche Leben entwickelt sich stets weiter. Das Benediktinerkloster Nütschau in Travenbrück gewährt Einblicke in das heutige Leben der Benediktinermönche. Das Kloster dient als Stätte der Besinnung und Begegnung und heißt im Jahr viele Gäste für Seminare, Bildungskurse und Selbstfindung willkommen. Während der Mahlzeiten steht auch heute noch ein Speiseraum bereit, in dem durchgängiges Schweigen herrscht. Gäste und Mönche bekommen die gleichen Mahlzeiten, essen aber getrennt. Auch in Nütschau wird während des Mittags- und Abendessens vorgelesen, stets aus der Bibel, den Heiligen Regeln, dem Martyrologium und aus der aktuellen Tischlektüre. 

Das historische Kloster Cismar kann heutzutage als Museum besichtigt werden. Dort im Refektorium befindet sich das Klostercafé, in dem es neben Kaffee und Kuchen auch Eintöpfe und Suppen aus der Klosterküche zu probieren gibt.