Hörgeschichte am Mönchsweg: Der Ruf der Muschel
Zusammen mit dem Missionar Vicelin und seinem Schüler Bruno von Faldera mehr über den Jakobsweg erfahren
Transkript
Haben Sie ihn entdeckt, den Heiligen Jakobus, rechts oben im Mittelschrein des Altaraufsatzes in der Maria-Magdalenkirche?
Jakob war einer der ersten Begleiter Jesu und der erste Märtyrer aus den Reihen der Apostel. Im spanischen Compostela soll er zu Beginn des 9. Jahrhunderts einem Eremiten erschienen sein. Bald darauf baute man ihm dort eine Kirche, setzte seine Reliquien dort bei und legte damit den Grundstein für den berühmtesten europäischen Pilgerort, Santiago de Compostela.
Zu meiner Zeit, im 12. Jahrhundert, waren wahre Pilgerströme unterwegs nach Compostela. Die Angst vor der Hölle trieb die Menschen aller Stände auf den Weg dorthin. Sie hofften durch die beschwerliche, oft Monate dauernde Reise auf die Vergebung ihrer Schuld. Alte, Gebrechliche, Kranke ersehnten sich ein Wunder.
„Warum zögerst du, Freund des Heiligen Jakobus, nach diesem Ort aufzubrechen, wo sich nicht nur alle Völker und Sprachen treffen, sondern auch die Engelchöre zusammenkommen und die Sünden der Menschen vergeben werden?“, schrieb der Verfasser des Codex Calixtus, einem Pilgerführer aus meiner Zeit.
Wege, Land und Leute, Sehenswürdigkeiten, Gefahren, auch die Höhe der Wegzölle oder die Qualität des Trinkwassers beschrieb dieses Buch.
In Compostela angekommen hieß es dann, den Trauernden werde Trost zuteil und den Klopfenden die Tür zum Himmel aufgetan. Die Pilger verbrannten ihre alten Kleider und zogen neue über als Zeichen ihres Neuanfangs. Sie kauften eine Muschel, das Symbol des Heiligen Jakobus, als Beweis für ihre Pilgerreise.